Hutmacherkunst - Luxus für das Haupt

Stephen Jones - der Hutmeister

 

Irgendwann in den sechziger Jahren verschwanden die Hüte von und aus unseren Köpfen und wurden fortan nur noch zu Hochzeiten, Beerdigungen oder – das gilt vor allem für Industriellengattinnen aus dem rheinländischen Raum – Pferderennen und Boutique-Eröffnungen hervorgeholt. Ausgenommen von dieser Entwicklung waren lediglich jene Länder, wo Kopfbedeckungen zum Schutz vor Sonne oder Kälte getragen werden (afrikanischer, arabischer und arktischer Raum) – und eine kleine Insel namens Großbritannien.

stephen jones potrait

 

Die Engländer wehrten sich vehement gegen den Hutschwund, indem sie diesem Kleidungsstück soviel Aufmerksamkeit wie nur irgend möglich zukommen ließen und ein Höchstmaß der ihnen eigenen Exzentrik auf dessen Gestaltung verwandten.

In den achtziger Jahren erlebte das Modisten-Handwerk in England deshalb ein kraftvolles Revival. Es brachte Modisten wie Philip Treacy hervor, dessen Entwürfe sogar die royalen Häupter von Camilla, Catherine und Fergies Töchtern krönen, und auch jenen Mann, der heute als Vater des Hutrevivals gefeiert wird: Stephen Jones, ein Name, dessen gewöhnlicher Klang in krassem Gegensatz zu seinen Hutkreationen steht.

Wenn ein Designer ungewöhnliche Kopfbedeckungen will, geht er zu Jones. Marc Jacobs und Christian Dior oder auch Comme des Garçons sind Nutznießer seiner Kunst. Seine Kenntnis der historischen Entwicklungen des Hutes hat ihm außerdem Aufträge als Kostümausstatter von Filmen wie „Coco avant Chanel“ eingebracht – und den Job als Kurator einer der umfassendsten Ausstellungen zur Geschichte des Hutes, die es jemals gab.

„Hats. An Anthology by Stephen Jones“ versammelt über 250 Hüte vom 12. Jahrhundert bis zur Gegenwart, führt in Techniken ein und erzählt Geschichten um berühmte Hüte, von der Baseball-Kappe des berühmtesten Baseballspielers aller Zeiten, Babe Ruth, bis zum Lieblingshut von Brad Pitt.

Unnötig zu erwähnen, dass die besten Hutmacher der Gegenwart mit ihren Kreationen vertreten sind, weshalb die Ausstellung all denen als Inspiration dienen kann, die mutig genug sind, eine alte Tradition wieder aufleben zu lassen. Hier geht es zur Auswahl der schönsten Exponate.

ausstellung hats stephen jones

 

Prinzessin Diana, Carla Bruni-Sarkozy und Kylie Minogue trugen bereits Kreationen von dem für seine schrillen und exzentrischen Kopfbedeckungen bekannten Hutmacher Stephen Jones.

Schon seit über 30 Jahren sorgt der Londoner Stephen Jones mit seiner Marke "Stephen Jones Millinery" dafür, dass Hüte nicht aus der Mode kommen. Der Hutmacher glaubt fest an sein Metier und rät Frauen, Hüte zu tragen, damit sie beispielsweise in Restaurants zuerst bedient werden. Der Star-Hutmacher ist außerdem davon überzeugt, dass die Kopfbekleidung die Männer verrückt macht. Er pocht darauf, dass Hüte - korrekt getragen - "Dessous für das Gesicht" seien. "Wenn eine Frau einen Hut trägt, wird sie immer zuerst bedient, ihr wird immer die Tür offen gehalten. Es ist außergewöhnlich", schwörte der Designer gegenüber der britischen Zeitung The Daily Telegraph. "Immer wenn uns ein Mann besucht, um einen Hut für seine Frau oder Freundin zu kaufen, packen wir einen Zettel mit in die Box, auf dem steht: 'Falls er nicht passend sein sollte, zögern Sie bitte nicht, ihn zurückzugeben'. Denn sie (Männer) kaufen ein großes, pinkes Ding mit Blumen und dann kommt die Freundin rein und ist 30 und arbeitet in der Stadt."

huete stephen jones 1

huete stephen jones 2

 

Der in London ansässige Kreativling hat auch für die aktuelle Kollektion von Jil Sander einige Stücke gefertigt. Sein verkaufsträchtigstes Stück ist ein einfacher Beanie mit kleinem Schleier. "Jil Sander verkaufte etwa 1.000 und sie liegen zwischen 400 und 500 Pfund (etwa zwischen 500 und 620 Euro). Und es gab einige Internetseiten darüber, wie man sie selbst machen kann, was sogar noch genialer ist." Jones ist schon verschiedene Kooperation eingegangen: Er arbeitete zum Beispiel mit Giles Deacon, Marc Jacobs, Rei Kawakubo und John Galliano. Außerdem kreierte er Hüte für die königliche Familie und Stars wie Dita Von Teese. "Ich bin so sehr im Auge des Sturms des Modegeschäfts. Warten Sie, bis sie meine postume Autobiographie lesen!", lachte Stephen Jones.

 

Markus Tollmann

Kunst fängt da an, wo die anderen aufhören.

www.markus-tollmann.de

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