Luxusimmobilien - Silicon Versailles

Das in den 1920er Jahren erbaute Märchenanwesen im kalifornischen Woodside ist schon länger unter dem Namen "Silicon Versailles" auf dem Immobilienmarkt. Die königliche Prachtvilla aus den Golden Twenties war ursprünglich auf 21 Millionen Dollar dotiert. Nun steht es zum Verkauf…

Historische Gebäude sind ein Traum – und häufig ein Alptraum für den Besitzer. Ständig muss an den jahrhundertealten Gemäuern etwas repariert werden – und das alles unter strengen Denkmalschutzauflagen. Da liegt es nahe, das historische Vorbild einfach nachzuempfinden – natürlich mit modernen Annehmlichkeiten wie Klimaanlage oder Fußbodenheizung. Besonders Versailles, das Schloss des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV., ist unter ambitionierten Immobilienentwicklern als Blaupause für Geldburgen der Neuzeit beliebt. Bei der solventen Zielgruppe scheinen die Versailles-Klone jedoch auf Vorbehalte zu stoßen: Ein standesgemäßes Domizil für den modernen Geldadel im kalifornischen Woodside, das den Spitznamen „Silicon Versailles“ trägt, kommt nun unter den Auktionshammer – ohne Mindestgebot.

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Mini-Versailles in Silicon Valley

Das US-Auktionshaus Concierge Auctions bringt das 1.360 Quadratmeter große Anwesen im Versailles-Stil zur Auktion, nachdem es erst für 21 Millionen Dollar und später zum Kampfpreis von 13 Millionen Dollar auf dem Markt war – das in den 1920er Jahren erbaute Haus mit einem zwei Hektar großen Grundstück blieb trotzdem wie vorrevolutionäres Sauerbier liegen. Vielleicht wollten Kaufinteressenten nicht mit dem verschwenderischen Erbauer von Versailles in Verbindung gebracht werden – oder die fällige Grundsteuer für 2011 in Höhe von 162.229 Dollar wirkte abschreckend.

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Ruhe-Oase für Risikokapital

Der frühere Bewohner des kalifornischen Mini-Versailles, der US-Wagniskapitalgeber Kevin Kalkhoven, ist inzwischen an die Ostseite der San Francisco Bay gezogen, schwärmt aber immer noch vom königlichen Wohngefühl: Das Gefühl von Glamour beim Betreten des Anwesens sei einzigartig, sagte er dem „Wall Street Journal“. Um das Schmuckstück aufzuwerten, hat Kalkhoven nach eigenen Angaben seit dem Kauf im Jahr 2000 für 16,3 Millionen Dollar noch ungefähr 3,8 Millionen Dollar in das königliche Anwesen investiert. Unter anderem ließ er Kunsthandwerker aus Frankreich einfliegen, die die Decken mit Blattgold verzierten.

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Glamour des alten Europa

Wenn man das von Maklern Mantra-artig benutzte Versailles-Label ignoriert, fällt auf, dass die 20er-Jahre-Villa im ruhigen Woodside, die zehn Minuten Fahrt von Silicon Valley entfernt liegt, durchaus eine gewisse Grandezza im Stil des alten Europa besitzt. Die Eingangshalle ist mit Marmor verkleidet und neben den sieben Zimmern samt sieben Voll-Badezimmern gibt es einen Ballsaal, ein Billard-Zimmer sowie einen Weinkeller mit einer Kapazität von 5.000 Flaschen. Die zwei Küchen, die mit einem Speiseaufzug verbunden sind, machen royale XXL-Gelage möglich. Zum Besitz gehören – fast Pflicht für ein Anwesen im Versailles-Stil – ein klassischer französischer Barock-Garten, eine Orangerie sowie zwei Gewächshäuser und ein Küchengarten. Für standesgemäße Zerstreuung befinden sich ein Pool, ein Tennisplatz und ein Krocket-Rasen auf dem weitläufigen Gelände.

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Der König-Ludwig-Fluch

Ein ähnliches Schicksal wie das kalifornische „Silicon Versailles“ teilt auch eine 8.350 Quadratmeter große Versailles-Kopie in Florida, die der Milliardär und Immobilienentwickler David Siegel bisher nur als Rohbau-Kulisse errichten konnte und die schon seit längerem wie ein Mahnmal für größenwahnsinnige Wohnträume auf dem Immobilienmarkt herumdümpelt. Fast wirkt es, als gäbe es eine Art Geister-Fluch des Sonnenkönigs, mit dem die Versailles-Klone belegt sind.

 

Markus Tollmann

Kunst fängt da an, wo die anderen aufhören.

www.markus-tollmann.de

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