Hollywood - Stadtviertel der Schönen und Reichen

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Wo Hollywood shoppen geht

 

„By appointment only“: Kunden empfängt Mode-Designer Bijan in seiner Boutique am Rodeo Drive in Beverly Hills nur auf Voranmeldung. Als Blickfang parkt sein gelber Rolls Royce unmittelbar vorm Laden.

Maximal eine Stunde kann sie für das zitronengelbe Rolls Royce-Cabrio mit dem Nummerschild „BP 111“ so erstehen. Dann muss sie wieder angestöckelt kommen und nachstopfen; selbst wenn gerade Tom Cruise oder Anthony Hopkins, wenn Bill Clinton oder Barack Obama, Stephen King oder der saudische König im Laden sein sollten. Sie alle zählen zu den Kunden dieses Geschäftes am Rodeo Drive, das mit dem Slogan wirbt, der teuerste Herrenausstatter der Welt zu sein.

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Von Armani bis Valentino – alle sind sie hier

Wer hinein will, wer Geld ausgeben will – und sei er noch so vermögend – braucht zuvor einen Termin: Der exzentrische persische Edel-Schneider Bijan öffnet „by appointment only – nur mit vorheriger Verabredung“ und verkauft nicht an jedermann. Er kann es sich leisten. Das Geschäft brummt auch ohne dass sich die Kunden im Edel-Laden an der vornehmsten Adresse von Beverly Hills gegenseitig auf die Füße treten – oder auch nur begegnen. Und weil der gelbe Luxuswagen so gut zur Farbe des Ladens und noch besser zum Image passt, steht er idealerweise direkt vor der Tür – auch wenn die Assistentin dadurch ein paar lästige Laufereien hat, ständig Münzen horten muss und der Spaß jeden Werktag gut zehn Dollars kostet. Kleingeld für einen wie Bijan Pakzad, nicht der Rede wert für die Anrainer der exklusivsten Einkaufsstraße der USA, wo ein Geschäft in guter Lage leicht 100.000 Dollar Monatsmiete kosten kann – ohne Parkplatz.

Die Ladenmieten am Rodeo Drive übersteigen die 100.000 Dollar-Grenze – im Monat.

Die Luxusstrasse im noblen Beverly Hills ist keine halbe Meile lang, aber jeder, der in der Modewelt einen großen Namen hat, ist an dieser Straße vertreten, zahlt die höchsten Mieten Kaliforniens, verkauft teuerste Couture, dazu Schmuck, Uhren, zeigt Flagge: von Valentino bis Versace, von Dolce&Gabbana bis Armani, von Bulgari bis Cartier – alle wollen mitspielen an diesem Straßenabschnitt zwischen Wilshire im Süden und Santa Monica-Boulevard im Nordwesten. Vor den Geschäften parken die Jaguars, Bentleys, gepanzerten Mercedes-Limousinen und Porsches der Kunden. Und auf dem Asphalt rollen im Schritttempo die Leihwagen der Schaulustigen und die Ausflugsbusse der Touristen auf Rundtour durch Beverly Hills. Sie sind auf Pirschfahrt, machen Prominenten-Safari und hoffen, einen der Leinwand-Stars in zivil auf dem Boardwalk zu entdecken. Dabei könnten die meisten von denen unerkannt in der Busreihe vor ihnen sitzen. Hollywood-Helden sehen nur im Film aus wie Stars – und können selbst am Rodeo Drive ganz normal einkaufen gehen. Am ehesten fallen sie durch die Reaktionen der Verkäufer auf: bei Valentino zum Beispiel, wenn der Filialleiter plötzlich mitten im Satz abbricht, alles stehen und liegen lässt, um sich um Julia Roberts zu kümmern, die gerade lautlos und unscheinbar durch die Ladentür geschwebt kommt – offenbar mit der festen Absicht, zügig ein paar tausend Dollar auszugeben.

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Der Rodeo Drive – ein Laufsteg

So zuvorkommend wurde sie entlang dieser Straße nicht immer bedient. Im Film-Klassiker „Pretty Woman“ flog sie der goldenen Kreditkarte zum Trotz beim ersten Anlauf kurzerhand wieder aus einer Nobel-Boutique, weil sie nicht angemessen gekleidet war. Und vielleicht auch, weil sie keine Spuren schönheitschirurgischer Handgreiflichkeiten aufwies und einfach zu natürlich aussah.
Gleichwohl, der Rodeo Drive ist nicht überheblich, Schwellenangst nicht erforderlich: Zwar ist diese Straße, mehr als jede andere, ein Laufsteg, und die Geschäfte sind Bühnen. Aber kein Laufsteg funktioniert ohne Publikum. Schaulust ist Teil der Inszenierung. Und auch wenn Couturier Bijan kaum jemanden in seinen Laden lässt, sind neugierige Blicke durchs Schaufenster doch durchaus erwünscht. Sie gehören zum Gesamtkonzept wie der gelbe Rolls Royce, wie die gewaltige Freitreppe, die drinnen auf die eher kleine Empore führt, wie die nach Farben sortierten großen Schränke mit neuesten Entwürfen, die Berge frischer Schnittblumen, Dutzende gerahmte und auf Tischchen arrangierte Fotos berühmter Kunden. Und wie die Menschen, die sich gegenseitig wahlweise vor dem Luxus-Cabrio oder ein Stück weiter vor dem Straßenschild mit dem goldenen Schriftzug „Rodeo Drive“ auf schwarzem Grund fotografieren.

Weniger als eine halbe Meile voller Geschäfte: Entlang des Rodeo Drive reiht sich alles, was in Sachen Kleidung, Juwelen und Parfum Rang und Namen hat.

Wenn die Sonne morgens über die Flachdächer klettert, die Nachtwächter in den Galerien, den Juweliergeschäften und Uhrenläden Feierabend machen, dann erwacht der vierspurige Rodeo Drive mit seiner Palmenreihe in der Mitte langsam. Vor dem Armani-Store mit seiner rauchglasverblendeten Fassade sind diesen Morgen die letzten Straßenfeger unterwegs, vorm Edelkaufhaus Brooks Brothers an der Ecke Santa Monica Boulevard kehren sie noch schnell ein paar Pappbecher der Nacht zusammen. Kurz vor neun kommt das Personal, erst gegen zehn tauchen üblicherweise die ersten Kunden auf und werden Parkplätze vor den Geschäften plötzlich knapp. Bijans Rolls steht derweil längst vor dem Laden, und die Assistentin mit Stöckelschuhen und Rock-Miniatur hat längst ein paarmal Kleingeld nachgestopft.
Irgendwann am Vormittag ruft Jennifer Lopez plötzlich „let´s get loud“ quer über die Straße und Ricky Martin antwortet irgendetwas von „livin´ la vida loca“ – beide aus den lauten Autoradios Schritttempo fahrender Cabrios. Und aus einem großen Geländewagen springt einer mit Begleitschutz, der aussieht wie Kevin Costner.

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Markus Tollmann

Kunst fängt da an, wo die anderen aufhören.

www.markus-tollmann.de

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