Pferderennsport - Dubai World Cup

Alljährlich Ende März trifft sich die Turfgemeinde im sonnigen Wüstenemirat am Persischen Golf. In „Allahs neuer Welt“ findet dann das höchst dotierte Galopprennen der Welt, der Dubai Wold Cup, statt. Er bildet das Abschluss-Highlight des internationalen Meetings „Racing Carnival“ und ist mit sechs Millionen Dollar standesgemäß dotiert.

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Bereits beim Anflug auf das Wüstenparadies überrascht den Fluggast Vogelgezwitscher im Airbus A340 der Emirates Airline und unterstreicht damit das Außergewöhnliche, was den Besucher dort erwarten wird. Nicht zu unrecht gilt „Emirates“ als eine der Top-Airline weltweit. Verwöhnen pur heißt die Devise und scheint die richtige Einstimmung auf die Boomtown am Arabischen Golf zu sein.

Hightech meets Tausendundeine Nacht – mag der Betrachter denken, als er aus dem Bus heraus die vorbei laufenden Kamele vor der imposanten Skyline Dubais auf dem Weg zur Rennbahn „Nad al Sheba“ betrachtete.

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Nach etwa 20 Minuten Fahrt wird man auf die berühmten Stables, die in unterschiedlichen Farben gehalten sind, aufmerksam. Hier steht ein Großteil der besten und wohl auch teuersten Galopprennpferde der Welt. Dementsprechend ist der Umgang mit den Vierbeinern. Es scheint da zur Normalität zu gehören, dass sich im Wüstenemirat die größte Pferdeklinik der Welt befindet. Oder wo kann man es sich schon leisten, zwei Pfleger für drei Rennpferde zu engagieren? Einmal abgesehen von dem Futter, dass aus honigversiegeltem Hafer und Vitaminsäften mit Elektrolytgehalt bestehen soll. Das ist nur an einem Ort möglich, wo ein pferdeverrückter Sheikh mit sprudelnden Petrodollars das Sagen hat.

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Es ist zeitlich zwar absehbar, wann der schwarze Raketenantriebsstoff der finanziellen Sorglosigkeit nicht mehr so üppig sprudeln wird. Doch dafür hat Sheikh Mohammed bin Raschid Al Maktoum vorgesorgt, denn dann übernehmen die jetzt getätigten Milliarden schweren Investitionen in die modernste und luxuriöseste Metropole der Welt die nötige Schubkraft. Eine der zahlreichen Attraktionen wird derzeit vor den Toren Dubais im Golf künstlich aufgeschüttet. 

 

Palm Island – als achtes Weltwunder apostrophiert, umfasst drei Inselgruppen, die es in sich haben. Exklusive Villen, die teuerste soll wohl um die 4 Millionen Dollar kosten, Luxushotels, Shoppingcenter und mehrere Yachthäfen bilden die Glanzpunkte auf den künstlichen Palmenwedeln. Hier werden nach ihrer Fertigstellung die Schönen & Reichen dieser Welt ihre Zelte aufschlagen. Eine der Inseln, die „Jebel Ali“, ziert an ihrer Krone der arabische Schriftzug eines Gedichtes ihres Herrschers:

„Nimm die Weisheit von den Weisen.Es braucht einen Mann mit Visionen, um auf Wasser schreiben zu können.Nicht jeder, der ein Pferd reitet, ist ein Jockey.Große Männer wachsen an großen Herausforderungen.“ 

Dem Betrachter erscheint Dubai als Paradoxon, denn es provoziert zwei sich widersprechende Eindrücke: Bewunderung auf der einen, Kopfschütteln auf der anderen Seite. Fehlende Demokratie und ökologische Probleme wie eine zerstörte Unterwasserwelt als Folge der im Meer geschaffenen Inseln sind einige Details der Schattenseite.

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“Nicht jeder, der ein Pferd reitet, ist ein Jockey” – genau deshalb hat der Sheikh den Besten der Sattelkünstler für sein Godophin-Imperium unter Vertrag gestellt. Frankie Dettori, der smarte Italiener, vertrat die “blaue Flotte” auch beim Wold Cup. Tags zuvor beim „breakfast with the stars“ gab der Superstar bereitwillig Auskunft über die Chancen der Godolphins beim Cup. Die standen so schlecht nicht, obwohl mit dem Fünfjährigen „Roses in May“ der vermeintliche Favorit aus den USA eingeflogen wurde. Da musste sein Pferd „Grand Hombre“ noch etwas mehr im Tank haben als bei seinem im Vorjahr erreichten vierten Platz. Unter den Insidern kursierte bereits die Nachricht, dass das Maktoum-Pferd gesundheitliche Probleme hätte.

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Diese Informationen und einige Morgenarbeiten der Galopper bekam der interessierte Rennsportfan neben einigen Köstlichkeiten an diesem Vormittag auf dem Gelände am Sattelplatz serviert. Bei angenehmen Temperaturen in gemütlich Runde – als Platzdeckchen hatte man laminierte Fotos mit den Pedigrees der bisherigen Woldcup-Sieger auserkoren – wurden Tipps und Prognosen ausgetauscht. Wenn das keine Einstimmung auf das bevorstehende Highlight war! Auf der Rennbahn angekommen, hatte der Busfahrer Mühe sein Fahrzeug auf der abgesperrten Fläche zu parken. Bei 60.000 Besuchern ist das wohl kein Wunder. Bereits am Eingang bildeten sich lange Schlangen, denn jeder Rennbahn-Gast musste aus Sicherheitsgründen durch elektronische Gates, wie man sie von den Flughäfen her kennt. Doch diese Unannehmlichkeiten waren schnell vergessen als der Blick auf das Rennbahngelände mit den geschmackvoll arrangierten Ständen fiel.

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Links neben den Tribünen auf dem grünen Rasen, der Golf-Qualität besitzt, findet man den internationalen Bereich mit auserwählten Gaumenfreuden, die jedem Anspruch genügen. Weiter hinten konnten sich die jungen Zuschauer bei Musik amüsieren. Alles farbenfroh, wohin man schaute. Da stachen die für Europäer eher ungewöhnlichen schneeweißen Dischdaschas der Einheimischen besonders ins Auge. Augenmaß mussten die Juroren bei einem weiteren Highlight, was hier auf der Rennbahn bereits Tradition hat, walten lassen. Denn neben der Tribüne warteten ungefähr 200 weibliche Schönheiten auf ihre Stunde im Rahmen des Weltcups. Aufgeregt – manch Vollblüter gibt sich da entschieden gelassener – fieberten sie der Hut-Präsentation entgegen. Da wurde noch am Kleid gezupft, dort die Schleife gerade gezogen oder der Hut nochmals positioniert – eine Atmosphäre wie bei einem Model-Wettbewerb. Die besten Siegchancen hat dabei die Dame, die eine perfekte Harmonie zwischen Gesicht, Teint, Augenfarbe, Kleidung – darf durchaus sparsam sein – und dem, was sie auf dem Kopf trägt, ausdrucksvoll zur Darbietung bringen kann. Die Siegprämie lag zwar nicht bei sechs Millionen, doch drei Nächte/Suite mit allem Komfort in einem exklusiven Wüstenhotel sind ja auch nicht zu verachten.

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Die Eröffnungsfeier, es wurde bereits dunkel, leitete eine Lasershow ein, die mit klassischer Musik untermalt wurde. Die Blicke der Zuschauer wanden sich plötzlich dem Geläuf zu, als mehrere hundert Menschen als Pferde kostümiert im Takt der Musik die Zielgerade entlang trabten. Es war einfach faszinierend und überwältigend zugleich. Das einsetzende Blitzlichtgewitter holte die Besucher augenblicklich aus der Theater-Stimmung zurück.

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Als etwas später das spektakuläre Feuerwerk gezündet wurde, ging ein Raunen über das Gelände in der Wüste. Von der Haupttribüne “Millenium-Grandstand” aus gab seine Hoheit Mohammed bin Raschid Al Maktoum das Zeichen für das absolute Highlight des Abends, den mit 6 Millionen Dollar dotierten “Dubai World Cup”.
Das Rennen an sich beherrschte nur ein Pferd und das war der eindeutige Favorit „Roses in May“, der die 2000m auf Sand wie ein Uhrwerk Start-Ziel herunter rasselte. Am Pfosten hatte Jockey Velazquez mit dem Fünfjährigen bequeme 3 Längen Vorsprung auf „Dynever“, der wiederum „Choctaw Nation“ sicher mit 1,25 in Schach halten konnte. Während sich die gesundheitlichen Probleme bei “Grand Hombre” leider bewahrheiteten – er wurde als “Non-Runners” erklärt – kannte der Jubel unter den Amerikanern keine Grenzen.

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Jubeln konnten auch die Favoriten-Wetter, die nur über Umwege ihre Tipps per Telefon oder Internet bei den Buchmachern abgeben konnten. Denn bekanntlich sind im Emirat aus religiösen Gründen Sportwetten untersagt. Der Sheikh wäre aber nicht der perfekte Gastgeber, hätte er für dieses Problem keine Lösung. So können alle Anwesenden, auch ohne einen Obolus, Tippscheine für die Rennen des Tages ausfüllen. Unter den richtigen Voraussagen werden dann die Gewinner ausgelost, die sich über eine großzügige Geldprämie freuen können. Vor allem die Fans von der Insel schienen zu den Großverdienern zu gehören, denn sie ließen die Sektkorken knallen und tanzten auf den Tischen.

Auf etwas feinere und vor allem stilvolle Art kann man Erfolge in der “Godolphin Gallery” per Video-Präsentation bewundern. In dem außerhalb des Rennplatzes gelegenen Rennsport-Museum der Maktoum-Familie wird die wohl weltweit erlesenste Pokalsammlung des Galopprennsportes offeriert. Da hat der Besucher Gelegenheit, die Trophäen von so berühmten Rennpferden wie “Dubai Millenium” in Augenschein zu nehmen. Riesige Fotowände in Gardinenform, moderne Touch Screens und ein nobles Interieur lassen den Fan kurzweilige und beeindruckende Minuten erleben. Der Besuch ist in jedem Fall ein Erlebnis.

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Ein Erlebnis anderer Art sollte Bestandteil jeder Reise zum Cup sein: die “World-Cup-Wüstenparty”. Sie findet traditionell am Abend zwei Tage vor dem großen Rennen statt und bietet einfach alles, was zu einer orientalischen Unterhaltung dazu gehört. Das Camp besteht aus fünf riesengroßen Zelten, die im Halbkreis vor einer Bühne aufgebaut wurden. Vor den Zelten hatte man in einer Art Wüstenstrasse umfangreiche kulinarische Büffets aufgebaut. Lobbster, gegrillt Fleischvariationen, edelster Fisch und feinste Salate sind nur einige der Delikatessen, die durch eine Vielfalt von Getränken ergänzt, gereicht wurden. Es fehlte wirklich an Nichts. Neben diesen Köstlichkeiten genoss der Besucher ein Galaprogramm, das in einem brillanten Feuerwerk kulminierte. Stargast auf dieser Party der Superlative war das Herrscherpaar, der Sheik und seine Prinzessin von Jordanien. Anders als erwartet unterhielten sie sich mit den Gästen, von Distanz spürte man da wenig, auch wenn die Security nicht zu übersehen war.

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“Dubai World Cup” – das war eine Reise mit vielen Höhepunkten in einem an Gegensätzen reichen Land. Da hat ein Herrscher eine Vision, den einstigen Beduinen-Wüstenfleck am Persischen Golf zur modernsten und luxuriösesten Metropole der Welt heranwachsen zu lassen, gewissermaßen eine Oase für Global Players zu schaffen. Die Tendenz ist erkennbar. Aus einzelnen Brillianten will er ein Geschmeide formen. Auf den Schildern an der Stadtautobahn kann man seine Botschaft lesen: “Our world is getting bigger and better. Every day”. Was ihm vermutlich ein gutes Stück schwerer fallen wird, seiner Vision eine Seele zu geben...

 

Markus Tollmann

Kunst fängt da an, wo die anderen aufhören.

www.markus-tollmann.de

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