Autosalon Genf 2014 - Die Highlights

Die Highlights des Autosalon Genf 2014

 

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Die Automesse der Gegensätze

 

Seit jeher ist der Genfer Salon Premieren-Ort für Luxusautos. Dieses Mal könnten aber die Kleinwagen stärker sein. Auch wenn sich die wichtigste Neuheit noch versteckt.

Auf dem Genfer Salon fahren die Autokonzerne dieser Welt wieder alles auf, was sie haben: neue Modelle zuhauf – Benziner und Diesel, Hybride und reine Elektroautos, sparsame Kleinwagen und ultraschnelle PS-Protze. Der Trend der renommierten Autoshow ist, dass es dieses Jahr nicht wirklich einen gibt.

Immerhin gibt es einen Nicht-Trend. Gab es noch 2011 kaum einen Hersteller, der nicht ein Elektroauto oder Plug-in-Hybriden präsentierte, ist das nun vorbei, wie der Automobilwirtschaftler Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen feststellt. Nun hätten die Autobauer die "konventionellen Autos wieder fest im Fokus, und sie verdienen gut damit", heißt es in seiner aktuellen Analyse.

Luxus- und Sportwagen werden also hoch gehandelt im feinen Salon, und jeder stellt gern stolz seine Neuheiten auf diesem Sektor vor. Daimler kommt mit dem Coupé der Mercedes S-Klasse, das auch genau so heißen wird und nicht mehr CL wie früher.

 

mercedes s-klasse coupe

Mercedes stellt das Coupé der S-Klasse neu vor. Der Name CL verschwindet, stattdessen heißt ein S 500 auch in Coupéform S 500 – und trägt einen 450 PS starken V8 unter der Haube.

 

neuer renault twingo

Der kleine Renault Twingo (3,60 Meter) ist irgendwie verwandt mit dem großen Mercedes – denn der Twingo ist das erste völlig neue Produkt aus der Zusammenarbeit von Renault und Daimler. Der künftige Smart teilt sich mit dem Twingo die technische Plattform, darum hat auch der kleine Renault Hinterradantrieb und den Motor hinten.

 

 

Ferrari bringt wieder einen Turbo

 

Zunächst wird es nur den S 500 geben, mit 4,7 Liter großem Biturbo-V8 und 450 PS. Später folgen zwei mächtige AMG-Versionen, eine davon, der S 65 AMG, sogar mit Zwölfzylindermotor.

Ferrari hat den neuen California auf dem Stand, jetzt erstmals mit Turbomotor und 560 PS. Auch McLaren und Lamborghini zeigen neue Sportwagen, und Rolls-Royce wird den stetig wachsenden Erfolg seines Bespoke-Programms feiern: Nur jeder 20. Kunde kauft heute noch den Rolls von der Stange, individualisierte Extras sind in dieser Klientel angesagt, und der klimatisierte Rolls-Royce-Stand in der Messehalle dient stets auch zur Geschäftsanbahnung.

Rolls-Royce hat übrigens auch eine Neuheit dabei: das Facelift des seit fünf Jahren angebotenen Ghost. Nur dass man hier nicht Facelift sagt, sondern Mid-Life Update.

Die Autos für die Schönen und Reichen sehen sich dieses Jahr in Genf einer Flut von Neuheiten vom anderen Ende der Wertschöpfungskette gegenüber. Wichtigstes Kleinstauto des Jahrgangs 2014 ist der Smart, der allerdings auf dem Salon nur in stark getarnter Form vertreten sein wird.

 

ferrari california

Optisch gibt es nur leichte Retuschen bei der Überarbeitung des Ferrari California. doch unter der Haube ist nun ein komplett neuer Turbo-V8 zu finden, nur noch 3,9 statt 4,3 Liter groß, aber dafür nicht mehr mit 490, sondern mit 560 PS gesegnet. Das Auto heißt offiziell California T.

 

 

Mercedes-Benz startet die Mensch-Auto-Vernetzung

 

Für neue Modelle hat Daimler-Chef Zetsche auf dem Autosalon in Genf kaum ein Auge. Denn er will mit Mercedes.me die digitale Vernetzung seiner Pkw vorantreiben – und die Gegner ausstechen.

Etwas ist anders, als Daimler-Chef Dieter Zetsche die Bühne der riesigen Halle des Espace Hippomène in Genf betritt. Zwar ist der Vorstandschef in Topform und zu Scherzen aufgelegt. Was kein Wunder ist. "Wir haben 2013 mehr Autos verkauft als je zuvor, und im Februar dieses Jahres hat unser Absatz erneut zweistellig zulegt", zieht er Bilanz.

15.000 Mercedes-Modelle hätten vergangenes Jahr in der Schweiz "eine neue Heimat" gefunden. "Und trotz der Immigranten-Debatte hier haben wir das Gefühl, dass diese 'Deutschen' in der Schweiz sehr willkommen sind", witzelt "Dr. Z." Da müssen sogar die Schweizer im Saal lachen.

Und erst dann fällt allgemein auf: In der Halle steht kein Auto, kein Concept Car, nichts. Zetsche ist mit leeren Händen zum Genfer Automobilsalon gekommen. Oder besser: Mit etwas, das man nicht sehen kann. "Diesmal gehen wir mit Software statt mit Hardware an den Start", sagt ein Daimler-Manager.

Es ist also so weit in der Branche: Was drin ist im Auto und das Drumherum sind wichtiger als das Automobil selbst. Zumindest bei Daimler in Genf.

 

apple software im mercedes cockpit

Nachdem zuletzt das vernetzte Auto zunehmend im Mittelpunkt stand, geht Daimler nun einen Schritt weiter und will die Menschen mit ihrem Auto, weiteren Mobilitätsangeboten und verschiedenen Serviceangeboten vernetzen.

Das Ergebnis ist eine neue Marke mit Namen "Mercedes.me", auf dieser Internetplattform bündeln die Stuttgarter alle bestehenden und künftigen Dienstleistungsangebote. Im Sommer dieses Jahres soll sie scharf geschaltet werden, und spätestens dann ist klar: Daimler ist nicht länger nur ein Automobilhersteller, sondern ein Mobilitäts- und Dienstleistungskonzern.

Mercedes ist nicht allein mit seiner Initiative. Es gibt kaum einen Autohersteller, der nicht an ähnlichen Angeboten arbeitet oder sie gar schon im Programm hat. BMW etwa. Das Infotainment-Angebot des Münchener Premium-Autobauers firmiert unter dem Namen Connected Drive.

Das Unternehmen bietet Herstellern von Smartphone-Applikationen die Möglichkeit, ihre Programme so anzupassen, dass sie im BMW auch laufen können.

 

 

PS-Branche mit Vollgas auf der Flucht nach vorn

 

Von der Flaute auf dem Automarkt ist beim Genfer Automobilsalon nichts zu spüren. Es gibt mehr als 100 Premieren – von der Golf-Sparversion bis zum Drei-Millionen-Auto. Der Teufel steckt im Detail.

Die Nobelmarken jubeln, und die Massenhersteller zittern aus Angst vor der nächsten Autokrise – so lässt sich mit einem Satz die Stimmungslage auf dem Genfer Salon beschreiben. Doch spüren kann man auf der Messe davon herzlich wenig. Denn mit Vollgas tritt die PS-Branche die Flucht nach vorne an und schickt auf der Messe mehr als 100 Premieren ins Rennen, die das Autojahr 2013 retten sollen.

Dabei setzen die Autobosse nicht nur auf ein professionelles Lachen, weil sie es so gewohnt sind, gute Miene zum bösen Spiel zu machen – selbst der seit wenigen Tagen amtierende Opel-Chef Karl-Thomas Neumann schwärmt vom "besten Job der Welt" – vor allem setzen sie auf neue Modelle nach bewährten Rezepten.

"In solch ungewissen Zeiten darf man keine großen Experimente und neue Konzepte erwarten. Da macht jeder das, was er am besten kann", kommentiert ein VW-Sprecher das sehr vorhersehbare und wenig überraschende Premierenprogramm: Derivate, Karosserie- und Motorvarianten in alle Segmenten und erfolgreiche Konzepte in neuen Formaten – das sind die Zugpferde, mit denen die Volumenhersteller den Karren aus dem Dreck ziehen wollen.

So stellt VW dem neuen Golf schon jetzt wieder einen Kombi sowie die Sportmodelle GTI und GTD und die Sparversion BlueMotion zur Seite. Den Octavia gibt es nur wenige Wochen nach seiner Premiere nun schon mit großer Klappe, Kia baut den Ceed als Dreitürer, der Dacia Logan wird als MCV zur Familienkutsche, Honda liebäugelt mit einem Civic Kombi, und der Seat Leon wird als dreitüriger SC noch ein bisschen sportlicher.

 

mclaren p1

Beim Rundgang über den Genfer Automobilsalon kommt man aus dem Staunen mich raus: Ein Hingucker ist der P1, der Supersportwagen von McLaren.

 

laferrari

Rund eine Million Euro (plus Steuern) soll der LaFerrari kosten. Trotz dieses stolzen Preises gibt es bereits mehr als 700 schriftliche Bestellungen für den Supersportwagen.

 

rolls royce wraith

Etwas komfortabler und auch etwas günstiger ist der neue Rolls-Royce Wraith.

 

 

Luxusautos wo das Auge hinblickt

 

Wo sich die Volumenhersteller um die Basisarbeit bemühen und vor allem auf die Familienväter schielen, schwelgen die Nobelmarken mehr denn je in der Lust an Leistung und Luxus. Schon Alfa Romeo sorgt mit der Serienfassung des 4C für Aufsehen, und Porsche lässt den linken Fuß der Schnellfahrer mit der Aussicht auf einen neuen 911 GT3 schon nervös zittern.

Aber wirklich in die Vollen gehen die Luxushersteller. Denn von energetischer und klimatischer Endzeitstimmung ist keine Rede mehr, die Kaufzurückhaltung bei Brokern, Scheichs und Oligarchen ist vorbei. Die Autos können gar nicht stark, schnell und teuer genug sein.

Statt über Elektrofahrzeuge und alternative Energien staunen die Messegäste deshalb über automobiles Edelmetall, das mit Protz, Prunk und Performance beeindrucken will. Die Sache mit dem Edelmetall kann man übrigens wörtlich nehmen: Der Königsegg Hundra, mit dem die Schweden den Bau des 100. Agara feiern, wurde von einem belgischen Juwelier mit Blattgold verziert.

Weil Luxus läuft und Leistung zählt, machen neben den exklusiven Sportwagenschmieden auch die großen Konzerne mit beim Wettrüsten: Der neue Rolls-Royce Wraith, das Coupé zum Einstiegsmodell Ghost, ist mit seinen 632 PS deshalb das stärkste Auto in der 102-jährigen Firmengeschichte, und der neue Continental Flying Spur ist mit einer Spitzengeschwindigkeit von 322 km/h der schnellste viertürige Bentley aller Zeiten.

 

bugatti grand sport venet

Ein Kunstwerk auf Rädern ist der Bugatti Grand Sport Venet. Auf die Karosserie des Wagens hat der französische Künstler Bernar Venet technische Formeln zur Errechnung der Leistungskraft des Motors projiziert. So erwachsen aus einer orangen Lackierung an der Front zahllose Formellandschaften.

 

porsche 911 gt3

Porsche stellt die Neuauflage des 911 GT3 vor.

 

vw xl1

Während bei Porsche, Bugatti, Lamborghini & Co. der Spritverbrauch eher Nebensache ist, spielt der beim VW XL1 die Hauptrolle. Schließlich soll der Wagen mit weniger als einem Liter Diesel auskommen.

 

neue mercedes a-klasse

Und auch von der Mercedes A-Klasse gibt es eine neue Variante zu bestaunen.

 

 

Lamborghini Veneno, das teuerste Auto der Welt

 

Auch der Nachfolger des Ferrari Enzo ist ein einziger Superlativ auf Rädern: Als erster Hybrid-Sportwagen der Italiener ist "LaFerrari" mit 963 PS das stärkste Modell in der Geschichte, mit einer Rundenzeit von 1:20 Minuten in Fiorano das schnellste und mit einem Preis von 1,19 Millionen obendrein noch das teuerste.

Obwohl "La Ferrari" das unbestrittene Star der Show ist und selbst faszinierende Sportwagen wie den Alfa 4C oder das neue Corvette Cabrio mühelos überstrahlt, gebührt ihm die Pole Position nicht alleine.

Denn nur ein paar Meter weiter zeigt McLaren nach dem ersten Vorgeschmack aus Paris jetzt detailliert den Supersportwagen P1, der ebenso wie "LaFerrari" auf Hybridtechnik setzt, mit 916 PS ähnlich stark ist und mit 350 km/h auch das Duell auf der Überholspur nicht fürchten muss.

Wenn es jedoch wirklich einen Beleg für die Spaltung des Automarktes in arm und reich, vergnüglich und vernünftig, bodenständig und abgehoben oder erfolgreich und krisengeschüttelt braucht, dann findet man den am Stand von Lamborghini. Dort parkt der Veneno, den sich die Italiener zum 50. Geburtstag geschenkt haben.

Der Wagen hat nicht nur das brutalste Design in der Lamborghini-Geschichte und markiert mit 750 PS und 355 km/h auch auf dem Datenblatt die Spitze. Mit einem Preis von 3.570.000 Euro ist er auch das teuerste Auto der Welt – und trotzdem waren die drei geplanten Exemplare bereits vor der Premiere verkauft. Krise, so könnte man meinen, sieht anders aus.

 

lamborghini veneno 1          lamborghini veneno 2

 

 

Das Autodesign der Zukunft

 

Die Zeit strahlender Visionen scheint vorerst vorbei. Deshalb zeigen die Hersteller auf dem Genfer Salon vor allem Studien, die Kunden auf neue Modelle vorbereiten sollen. Oder sie testen Reaktionen.

 

rinspeed micromax 1          rinspeed micromax 2

Wer wirklich Visionäres sehen will auf dem Auto-Salon zu Genf, der muss suchen. Und selbst dann ist die Ausbeute nicht direkt üppig. Fast scheint es, als wäre die Zeit der großen Entwürfe, der revolutionären Mobilitätskonzepte vorbei. Vielleicht läßt auch der Druck, globalisierte Märkte immer rasanter bedienen zu müssen, immer weniger Raum für Fantasien.

Dabei war Genf traditionell ein Ort für kreative Spinnereien, ein Ort, an dem Designer viele Jahre in die Zukunft blicken durften. Wer es positiv formulieren will, sagt, die Studien des Jahres 2013 seien näher am Käufer als die der Vorjahre. Das ist ja auch ein Wert für sich.

Einer, der zu jeder Ausgabe der Messe etwas Spektakuläres präsentiert, ist der Schweizer Zulieferer und Kleinserienbauer Rinspeed – nicht zuletzt deshalb, weil das das Unternehmen im Gespräch hält. In diesem Jahr zeigt Rinspeed den City-Bus Micromax, eine Koproduktion unter anderem mit Harman, Linde, Eberspächer, Continental und Evonik.

Das pfiffige Gefährt hat E-Antrieb, es lässt seine Passagiere halb sitzen, halb stehen. So finden in dem 3,70 Meter kurzen Gefährt vier Personen nebst jeder Menge Ladung Platz. Außerdem ist der Micromax Teil eines Mobilitätskonzepts, via Smartphone-App sollen sich Fahrgemeinschaften bilden lassen, die Routen, die das Navigationssystem vorgibt, werden dynamisch angepasst.

 

Markus Tollmann

Kunst fängt da an, wo die anderen aufhören.

www.markus-tollmann.de

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